Servus, ihr Radler,


es freut mich, mit euch über die faszinierende Welt des Bikefittings zu sprechen. Setze dich, lehne dich zurück und lass uns gemeinsam in die Tiefen dieser Philosophie eintauchen.

Bikefitting ist mehr als nur das Einstellen eines Fahrrads auf die Körpermaße eines Fahrers. Meine Einstellung zum Thema Fahrradanpassung unterscheidet sich deutlich vom zahlenbasierten Bikefitting-Standard. Mir geht es darum individuelle Lösungen für Individuelle Radfahrer anbieten zu können. Es geht um ein ausgewogenes Zusammenspiel von anatomischen Gegebenheiten, biomechanischen Prinzipien und persönlichen Bedürfnissen. Hierbei öffnet sich das Tor zu einer Welt voller Potenzial, Komfort und Leistung.

Auch wenn die großen Künstler der Vergangenheit von der Symmetrie des Körpers geschwärmt haben, alle Menschen funktionieren asymmetrisch.
Wir haben unterschiedlich langen Gliedmaßen, unterschiedliche Händigkeit und Füssigkeit. In unserer normalen aufrechten Fortbewegungsweise, gleicht unser Becken das sich in alle Richtungen neigen kann sowohl Geländeunebenheiten, Beinlängen und alle anderen Asymmetrien aus.

Jetzt ist unser Fahrrad aber ein symmetrisches Fortbewegungsmittel. Niemand von Euch wird mir da widersprechen. Aber keiner von euch kann als Fahrer mit dieser Symmetrie mithalten. Außerdem wird mir auch niemand widersprechen, wenn ich sage, dass wir uns als Menschen nicht zum Radfahren entwickelt haben. Keiner läuft mit gebeugter Lendenwirbelsäule und nach vorne gerichteten Oberkörper durch die Gegend. Dann haben wir auch noch so ein komisch steifes und statisches Ding, das unser Becken fixiert und unsere Füße sind fest auf Pedalen. Das einzige bei dem wir uns noch ein bisschen Flexibilität gönnen ist der Lenker mit seinen verschiedenen Griffpositionen. Was bedeutet aber das Fixieren unseres Körpers. Beim Radfahren, besteht ein deutlich höheres Verletzungsrisiko durch Überlastungen.

Woher kommen jetzt die meisten Verletzungen oder Beschwerden beim Radfahren.

Meistens sind es nur zwei Dinge die man aber nicht einzeln betrachten kann.

Zum einen die allgemeine Radeinstellung, Schuhplatten, Sitzhöhe, Sitz Horizontale oder ein falsch eingestellter Lenker. Der zweite Grund kommt aus dem “K(r)ampf” eures asymmetrischen Körpers mit der mechanisch, steifen Symmetrie eures Fahrrades.

Die großen Herausforderungen, die du auf deinem Rad hast, ist eine Position zu haben, die sowohl biomechanisch optimal ist aber noch viel wichtiger, die neuronalen Reizleitungen vom und zum Gehirn befreit und unterstützt. (weitere Erklärungen im Blogartikel “Propriozeptives Feedback”)
Alle Herausforderungen mindern natürlich deine Effizienz und Leistung und erhöhen das Verletzungsrisiko. Unser Körper ist leider so gebaut und programmiert, dass er die Fehlhaltung versucht durch eine Ausgleichsbewegung zu kompensieren, die Asymmetrie des Fahrers wird dadurch meistens noch verstärkt. Was eigentlich genau das Gegenteil ist von dem, was erreicht werden soll. Denn das Ziel ist eine hohes Maß an funktioneller Symmetrie zu erreichen. Diese Ausgleichsbewegungen lösen keine Probleme, sie verlagern nur die Last woanders hin.

Die meisten Bikefitter arbeiten rein nach biomechanischen und biometrischen Vorgaben. Alles muss/soll in einer bestimmten Winkelrange sein. Es ist nicht so, dass die Winkelangaben falsch sind, denn damit reduziert oder beseitigt man tatsächlich viele der Herausforderungen für die Position. Die Vorgaben funktionieren aber nur bedingt, weil dieser Ansatz körperliche und neurologische Voraussetzungen außen vor lässt.

Nur ein kleiner Teil der Radfahrer verfügt über die Flexibilität und Stabilität um die erforderliche Ausrichtung und Unterstützung des Beckens und der Lendenwirbelsäule zu halten, die für eine perfekte Reizweitergabe nötig ist.

Das führt dazu, dass auch bei optimaler biomechanischer Einstellung der Körper nach einiger Zeit und steigender Ermüdung wieder versucht die für ihn bequeme Urprungsstellung wieder zu erreichen.

Den Becken kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Die Stabilität des Beckens ist die Grundlage einer guten Position. Ein schiefes Becken hat Auswirkungen auf Funktionsunterschiede der beiden Beine, der beiden Körperseiten und der beiden Arme. Beim Radfahren wird unser Körper immer Versuchen das Becken zu stabilisieren. Je mehr Muskulatur dafür notwendig ist um so mehr Muskeln fehlen für das Fahren.

 

Lass uns noch weiter ratschen und philosophieren. Melde dich bei mir oder schau in meinem Blog "Bikefitting" vorbei. Ich freu mich auf dich.